Der korrekte leichte Sitz und der Springsitz Teil 2

Letzte Woche haben wir Euch im 1. Teil den leichten Sitz vorgestellt … sozusagen die Mutter des Springsitzes … wie er aussehen soll und wie er richtig angewendet wird.
Heute wollen wir uns speziell mit dem Springsitz beschäftigen. Dieser ist sehr flexibel und hat situationsbedingt verschiedene Ausprägungen. Denn beim Springen muss sich der Reiter ständig den veränderten Situationen beim Anreiten, im Absprung, über dem Sprung, in der Landung und beim Weitergaloppieren nach bzw. zwischen den Sprüngen anpassen.

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Im Grunde genommen ist der Springsitz eine Ausprägung des leichten Sitzes, nur noch etwas spezieller in seinen Ausführungen und Sitzpositionen durch die besonderen Gegebenheiten beim Springreiten. In der Grundposition des Springsitzes hat der Reiter mit seinem Gesäß Kontakt zum Sattel. Die Steigbügel sollten so verschnallt sein, dass man mit elastisch nach unten federnden Absätzen guten Halt findet und den größten Teil des Gewichtes darin abfedern kann. So kann man einerseits nah am Pferd bleiben, andererseits ist man beweglich und anpassungsfähig. Die Unterschenkel verlaufen so nah wie möglich an der Senkrechten, während die Waden flach anliegen, ohne zu klemmen. Das Becken ist über den Füßen ausgerichtet und der Blick in die Ferne gerichtet. Idealerweise geht der Reiter mit leicht nach vorn geneigtem Oberkörper und geradem Rücken angemessen in die Vorwärtsbewegung des Pferdes ein, hat es dabei aber immer vor sich und bleibt stets im Gleichgewicht. Ansonsten ist der Springsitz in seiner Form und Ausführung wie der leichte Sitz (siehe “Der korrekte leichte Sitz und der Springsitz Teil 1” – Checkliste zum leichten Sitz/Springsitz).

In der Anreitphase zum Sprung und in Wendungen bleibt man mehr oder weniger in dieser Grundposition. Während eines Parcours entlastet man zwischen den Sprüngen in der Regel stärker. Das kommt aber immer auf die jeweilige Situation, Aufgabenstellung und das Pferd an. Der Reiter muss hier sehr flexibel, anpassungsfähig und sensibel sein und sollte sein Pferd kennen und wissen wie es reagiert. Beim Überwinden von Einzelhindernissen oder eines ganzen Parcours bleibt der Oberkörper trotz der verschiedensten Ausprägungen des Sitzes stets in einer leichten Vorwärtstendenz (kurz vor der Senkrechten). Egal in welcher Sitzposition, der Reiter sollte immer zentriert in der mittigen Haltung bleiben und sich mit der Körpermitte über den Füßen ausbalancieren. Andernfalls bringt er sein Pferd aus dem Gleichgewicht.

Den richtigen Sitz zu haben, heißt, dazu bereit sein, in alle Richtungen zu gehen, vorwärts zu reiten, anzuhalten… und dies jederzeit. Wenn du links abwendest, musst du dazu bereit sein, rechts abzuwenden. Wenn du anhälst, musst du dazu bereit sein, wieder anzureiten. Der Fehler ist, in der Linkswendung mit dem Oberkörper links abzutauchen und in der Rechtswendung nach rechts abzutauchen. Dann sitzt du nicht mehr im Gleichgewicht und dein Pferd wird wahrscheinlich in die entgegengesetzte Richtung ausweichen. In Wendungen dreht sich der Reiter nur mit seinen Schultern leicht in die Wendung hinein, parallel zum Pferd, (der Oberkörper bleibt dabei aber über dem Pferdehals) und öffnet leicht das innere Knie um dem Pferd sozusagen die “Tür” nach innen zu öffnen. Du musst ständig mittig im Grundsitz bleiben. Egal ob du einen Zirkel reitest oder im Parcours bist, sei immer und jederzeit dazu bereit links oder rechts abzuwenden oder geradeaus weiter zu reiten. Unabhängig von der gewählten Richtung, bleibe immer an deinem Platz, mittig über dem Pferd!

Um gut zu reiten und allen Situationen gewachsen zu sein, sei es in der Dressurarbeit, im Parcours oder im Gelände, muss man nicht nur in Form sein, sondern auch jeden Teil seines Körpers an der richtigen Stelle ausrichten. Allerdings sollte man sich nicht in eine Form pressen. Man sollte sich Zeit geben einen guten Sitz zu finden und manchmal muss man auch Kompromisse eingehen. Man sollte den Sitz finden der seinem Körper und seinen Zielen angepasst ist. Ideal ist es, einen Sitz zu haben, in dem man die Fehler nicht mehr durch Einwirken ausgleichen muss. So sollte man auch in der Lage sein, in den Extremhaltungen zu reiten: Sehr nah am Sattel oder sehr hoch über dem Sattel, mit sehr kurzen Bügeln, mit langen Bügeln oder sogar ohne Bügel. Nur so wird man flexibel und kann sich problemlos jeder Situation anpassen.

Außer dem Sitz ist auch eine gute Atmung von großer Bedeutung, da körperlich mehr abverlangt wird als bei der Dressurarbeit. Was nicht heißen soll das beim Dressurreiten die Atmung nicht so wichtig ist! Wenn man richtig atmet ist man dazu in der Lage, den Körper geschmeidiger und athletischer zu bewegen. Durch die größere Sauerstoffzufuhr ermüdet man nicht so leicht und die Muskeln arbeiten besser und verkrampfen nicht. Wenn man richtig in den Bauch atmet (mit dem Zwerchfell), senkt man den Schwerpunkt ab. Dadurch sitzt man tiefer und stabiler, bleibt entspannt und geschmeidig. Wenn man sich Zeit für das Atmen nimmt, kann es helfen den Sprung abzuwarten, anstatt ihn hastig zu überwinden. Das hilft vorallem bei “heißen” Pferden … vor dem Sprung oder beim Absprung bewusst Ausatmen. Hält man den Atem an, verspannt man sich und alles verschlechtert sich. Manche Pferde lassen sich sogar anstecken und blockieren selbst die Atmung. So kann kein guter Sprung gelingen.

Der Panoramablick – Warum ist er so wichtig?
Der Reiter, der vor dem Hindernis zu Boden schaut, veranlasst sein Pferd dazu einen Fehler zu machen.” Das Auge fixiert einen Punkt und blendet den Rest aus. Wenn der Reiter seinen Blick auf einen präzisen Punkt fixiert, wird er sein Gleichgewicht so verändern, dass er das Pferd zu diesem Punkt hinführen wird. Durch den Panoramablick wird hingegen das Blickfeld auf größtmögliche Weise ausgedehnt. Unter Parcoursbedingungen ermöglicht er es, ein Größtmaß an Informationen über den Weg, die Wendung, das Anreiten, das Hindernis, usw. aufzunehmen. Die Folgen eines nach unten auf den Boden gerichteten Blickes sind: Unruhe, die Atmung wird blockiert, die Körperhaltung ändert sich und der Körper versteift sich. Das Pferd registriert diese Veränderung und reagiert dementsprechend. Gleichgewicht, Geschmeidigkeit und Kontrolle gehen verloren. Wenn ich dagegen hoch in die Weite sehe, halte ich mir die Möglichkeit frei, alles was um mich herum geschieht zu sehen und alle Informationen zu erfassen die für mich nützlich sind: mein Weg, meine Geschwindigkeit, die Etfernung, mein Gleichgewicht… alle Notwendigen Parameter für die Vorbereitung des Anritts und der Landung des Sprungs. Wenn man den Blick zum Sprung richtet und trotzdem alles drumherum wahrnimmt (am besten sieht man etwas an was sich hinter dem Hindernis befindet, etwas was größer ist als der Sprung selbst), ist man in der Lage seinen korrekten Sitz zu wahren, sein Pferd zu fühlen, locker und geschmeidig zu bleiben, mit seinem Partner Pferd in Harmonie, im Rhythmus, in guter Selbsthaltung, in einer guten Distanz zum Sprung zu kommen und diesen fehlerfrei zu überwinden.

springsitz

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Die Haltung beim Sprung
Beim Anreiten des Sprungs sitzt man in der Grundposition (Gesäß nah am Sattel), der Oberkörper ist leicht nach vorn geneigt, aber trotzdem gerade, so dass er im Absprung kaum verändert werden muss. Man rahmt sein Pferd mit den Hilfen ein und galloppiert rhythmisch auf die Mitte des Hindernisses zu.
Beim Absprung hält der Reiter den Rücken so gerade wie möglich und lässt seine Hände vorgehen, damit das Pferd seinen Hals strecken und dann abspringen kann. Dann geht er aus der Hüfte heraus geschmeidig mit der Bewegung des Pferdes mit. Der Oberkörper geht vor und das Gesäß kommt dabei zwangsläufig etwas mehr aus dem Sattel (über dem Vorderzwiesel). Man sollte sich dabei aber vom Pferd in die Bewegung mitnehmen lassen und sich nicht einfach nach vorne werfen. Wenn das Pferd die Vorhand hebt und die Hinterhandgelenke beugt, um abzuspringen, behält der Reiter den Kontakt zum Pferdemaul bei, indem er die Bewegung begleitet.
Der Reiter bleibt über dem Sprung mittig über dem Pferd im Gleichgewicht und begleitet den länger werdenden Hals, indem er mit den Händen Richtung Pferdemaul vor geht, ohne die Verbindung aufzugeben.
Der Blick des Reiters bleibt frei um den weiteren Parcousverlauf vor dem Auge zu haben.
Die Füße gehen nach vorne, damit der Körper im Gleichgewicht bleibt.
In der Landephase wird der nächste Sprung vorbereitet und der Oberkörper wird der Schwerpunktverlagerung angepasst. Der Reiter richtet sich wieder auf, federt die Landung im Steigbügel aus den Fuß-, Knie- und Hüftgelenken ab, indem er diese beugt und balanciert sich mit seinem Körper über seinen Füßen aus. Auch das Pferd muss im ersten Galoppsprung nach der Landung sein Gleichgewicht wiederfinden. Der Reiter sollte ihm diese Zeit gewähren und es erst dann wieder mit seinen Hilfen vermehrt einschließen. Nach dem Sprung galoppiert der Reiter auf dem gewünschten Weg und in einem angepassten Tempo rhythmisch weiter zum nächsten Sprung.  “Nach dem Sprung ist vor dem Sprung!”
Weg, Tempo, Bewegungsablauf ,,, wenn du nicht im Voraus entscheidest, wird das Pferd für dich entscheiden.

“Es ist besser sich auf die Stärken zu stützen, um an den Schwachpunkten zu arbeiten.”
“Fortschritte lassen sich erreichen, indem man die positiven Erfahrungen vervielfältigt.”
“Unsere Qualitäten pflegen, ohne uns aufgrund unserer Schwächen schuldig zu fühlen.”
“Die Grundregel besteht in der Ehrlichkeit gegenüber sich selbst.”
“Alle, die Erfolg haben, haben etwas gemeinsam: Sie glauben an sich selbst.”
Inspirierende Zitate von Michel Robert – “Geheimnisse und Methoden eines großen Meisters”.

Wir hoffen, euch hat unser Beitrag für diese Woche gefallen und konnte euch wertvolle Tipps liefern!
Natürlich freuen wir uns über ein Feedback, Anregungen oder eigene Erfahrungen von euch.

Für alle Dressurreiter unter euch haben wir einen Beitrag über den korrekten Dressursitz.

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