Was muss ein guter Reithandschuh leisten?

Ein Reithandschuh ist ein sehr wichtiger Ausrüstungsgegenstand im Leben eines Reiters. Nicht nur beim Reiten selbst, wo er das Verbindungsglied zwischen Pferdemaul und Reiterhand darstellt, auch bei der Bodenarbeit, Stallarbeit, Pflege usw. schützt ein guter Handschuh den Reiter oder Pfleger vor Blasen, Abschürfungen und anderen kleinen Verletzungen und im Winter vor gefrorenen Fingern. Ein guter Reithandschuh hat es nicht leicht, er ist großen Strapazen ausgesetzt und muss gleichzeitig eine lange Liste positiver Eigenschaften erfüllen. Ja … wir Reiter haben hohe Anforderungen, denen es gilt gerecht zu werden. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen (Reit)Handschuhen in verschiedenen Arten, Materialien, Design und Funktion  … je nach Anforderung, Disziplin und Jahreszeit. So haben Dressur- und Springreiter andere Anforderungen an einen Handschuh als ein Fahrer. Oder ein Freizeit-, bzw. Amateurreiter der nur ein einfach zu reitendes Pferd am Tag reitet möchte eher Handschuhe in denen er ein feines Gefühl hat, ein Berufsreiter dagegen der viele und schwierige Pferde am Tag reitet möchte einen Handschuh der besonders griffig und strapazierfähig ist. Dressurreiter legen in der Regel mehr Wert aufs Design als Spring- oder Vielseitigkeitsreiter … und so lässt sich die Liste noch weiter führen. Jeder Reiter hat also bestimmte Ansprüche an seine (Reit)handschuhe. Was genau sollte denn nun ein guter Handschuh alles können? Oder besser gesagt, welche Anforderungen haben wir an den “perfekten” Reithandschuh? In erster Linie soll er griffig sein und uns vor Verletzungen schützen. Er soll eine gute Passform und einen perfekten Sitz haben, so dass er uns ein gutes Tragegefühl verleiht … am besten wie eine zweite Haut. Demnach möchten wir ein feines Gefühl in der Hand um einen guten Kontakt zum Pferdemaul herstellen zu können, das wir bekommen wenn der Handschuh, oder besser das Material, geschmeidig und elastisch ist, uns also eine gewisse Beweglichkeit verleiht. Unser Reithandschuh soll dabei natürlich strapazierfähig, abriebfest und vorallem langlebig sein. Im Winter kommt dazu das er uns ausreichend wärmen soll, sowie wind- und wasserabweisend ist, während wir im Sommer einen leichten und atmungsaktiven Handschuh bevorzugen. Wir wünschen uns hochwertige Materialien, beste Verarbeitung und ganz wichtig: ein tolles Design! So … hab ich was vergessen? Ach ja, wenn wir unseren Handschuh nun noch in der Waschmaschine waschen können, sind wir glücklich … wenn der Preis stimmt. Ziemlich viele Ansprüche auf einmal! Das wird schwierig, einen Handschuh zu finden der alle Eigenschaften besitzt die ich gerade aufgezählt habe … Ein einzelner Handschuh kann niemals allen Ansprüchen eines Reiters gerecht werden. Aber wir können durchaus unseren “perfekten” Reithandschuh finden. Wir sollten uns nur bewusst sein welche Eigenschaften uns selbst am wichtigsten sind und danach den richtigen Handschuh für uns (in dem jeweiligen Material) aussuchen. Auch hier gilt, je hochwertiger und auch langlebiger ein Handschuh ist, umso mehr kostet er. Aber das heißt nich unbedingt das wir am Ende mehr bezahlen. Oft kostet ein hochwertiger Handschuh aus echtem Leder nur 30-50% mehr als das günstige Model hält aber dafür (bei guter Pflege) dreimal so lang. Aber nicht nur die Anforderungen des Reiters sind bei der Auswahl des Reithandschuhs entscheidend, auch die Rittigkeit des Pferdes spielt eine große Rolle sowie die Art des Zügels. Gummizügel z.B. verursachen viel mehr Abrieb und somit einen schnelleren Verschleiß als Gurt- oder Lederzügel. Ein Pferd das schön weich und rittig ist, kann man durchaus auch ohne Handschuhe reiten oder man wählt ein Modell welches einem sehr viel Gefühl gibt. Korrekturpferde zum Beispiel die stark in der Hand sind und drücken lassen den Reiter eher zu einem griffigeren und widerstandsfähigen Handschuh greifen. Egal welche Disziplin man betreibt, in welchem Ausmaß man dieses tut und welchen Pferdetyp man “reitet” … die unterschiedlichen Ausprägungen des Reitsports haben eines gemeinsam: Ein großer Teil der Kommunikation zwischen Reiter und Pferd erfolgt über sanfte Zügelhilfen, das heißt über die Hände. Die Hand ist eines der komplexesten Gebilde im menschlichen Körper, übernimmt eine Vielzahl von Funktionen und leistet beim Reiten als wichtiges Instrument bei der Kommunikation mit dem Pferd Höchstarbeit. Deshalb sollte man bei der Auswahl des richtigen Handschuhs nach dem eigenen Gefühl gehen, nicht unbedingt nur danach wie hübsch er aussieht oder welcher Preis drauf steht. Reithandschuhe aus echtem Leder haben sich vorallem bei Profis und Reitern, die viele Pferde am Tag reiten, bewährt. Ziegen- und Schafsleder wird sehr gern für Reithandschuhe verwendet und zeichnet sich durch ihre Langlebigkeit aus. Es ist höchst robust, abriebfest und griffig, selbst wenn es nass wird. Extrem haltbare Modelle sind die aus keramikbeschichtetem Lammleder.  Der Ladies Finest von Hauke Schmidt (ehemals Pia von Schwenkel) zum Beispiel, besteht aus geöltem Haftleder und weichem Schafsleder. Durch die Spezialbehandlung des Leders (geölt) saugt der Handschuh keine Nässe und Schweiß auf und bleibt lebenslang weich und geschmeidig. Ein zusätzlicher Tragekomfort ist gegeben, wenn sich über den Knöcheln ein Lycra-Einsatz befindet, wie beim German Master von Schwenkel (jetzt i-Performance 1 von Uvex). Aufgepasst! Echtes (unbehandeltes) Leder darf man nicht auf der Heizung trocknen, da es dadurch hart und spröde wird. Als Lederersatz werden viele Reithandschuhe aus hochwertigem und atmungsaktivem Synthetikmaterial (Polyurethan) angeboten. Diese Material ist ebenfalls griffig und dabei sehr flexibel und geschmeidig. Da es nicht so anfällig bei Nässe ist, kann es bequem in der Maschine gewaschen werden. Mittlerweile sind viele Modelle kompatibel mit dem Touchscreen, so wie der Roeck Grip Swarovski von Roeckl, der gleichzeitig noch durch seine Optik mit den kleinen edlen Swarovski-Steinen überzeugt. Allerdings sind Handschuhe aus Kunstleder nicht so langlebig wie die Modelle aus echtem Leder. Gemischte Materialien haben sich ebenfalls bewährt. So besteht die Oberhand oft aus einem leichten, elastischen Spandex wie der Meredith Michaels-Beerbaum von Roeckl oder aus dünnem Netzstoff, besonders angenehm im Sommer, wie bei dem Reithandschuh Claristo von Hauke Schmidt. Durch solche Materialen hat man noch mehr Bewegungsfreiheit und kommt bei heißen Temperaturen nicht so schnell ins Schwitzen. Für den Winter eignet sich als Oberhand-Stoff eher wärmendes, sowie wind-und wasserabweisendes Softshell welches ebenfalls atmungsaktiv und elastisch ist. Bei dem Winter-Reithandschuh Grip Star von Schwenkel wurde das erfolgreich umgesetzt und mit echtem Pittards Gripster Leder an der Innenhand kombiniert. Das Innenfutter besteht bei Winterhandschuhe in der Regel aus Lammfell oder Thinsulate, wie bei dem Winter Reithandschuh Winters Finest von Schwenkel (Nordic Dream haukeschmidt). Andere günstige Kunstmaterialien sind nicht besonders widerstandsfähig und haltbar, aber reichen bei Reitanfängern oder Kindern, die nur einmal die Woche reiten gehen und noch wachsen, erstmal völlig aus. Die Hersteller sind bedacht immer wieder neue Modelle und Material-Varianten auf den Markt zu bringen um unseren Ansprüchen gerecht zu werden und um vielleicht doch irgendwann den Reithandschuh auf den Markt zu bringen der alles kann. 😉 Ihr könnt uns gern von Euren Erfahrungen mit unterschiedlichen Reithandschuhen berichten. Welcher Handschuh Eurer Meinung nach der “Perfekteste” ist und warum. Wir sind gespannt auf Eure Meinung!

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One comment

  1. Hannes Bartschneider sagt:

    Meine Nichte liebt das Reiten und hat bald Geburtstag. Nun hat mir ihre Mutter verraten, dass sie Handschuhe benötigt. Mir scheint, dass echte Lederhandschuhe ein echter Allrounder sind. Wenn es die Profis benutzen, kann es bei Amateuren nicht schaden.

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