Travers und Renvers – Wertvolle Begleiter in der Ausbildung des Reitpferdes

Dass Travers und Renvers zu den Seitengänge gehören, wissen die meisten noch. Doch wisst ihr auch wie es korrekt aussehen soll, wie es geritten wird, was die Unterschiede zwischen Travers und Renvers sind oder welchen Sinn und Zweck diese Übungen haben? Wir wollen euch eure vielleicht noch offenen Fragen beantworten und diese so wertvollen Lektionen wieder mehr ins Gedächtnis rufen. Sie sind nämlich für die weitere Gymnastizierung des Pferdes von großer Bedeutung.

Vorraussetzung für das Reiten von Travers und Renvers

Das Travers und Renvers zählen genauso wie das Schulterherein und die Traversale zu den Seitengängen. Sie sind Vorwärts-Seitwärts-Bewegungen mit gleichmäßiger Längsbiegung die in Versammlung geritten werden. Das Schenkelweichen und alle Formen die dazu gehören sind, wie die meisten vielleicht denken, keine Seitengänge, da das Pferd nicht gebogen ist und auch nicht versammelt geritten wird.

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Reiten in Stellung und das Schultervor sind ebenfalls keine Seitengänge, sie sind Vorübungen für das Schulterherein und somit auch für alle weiteren Seitengänge wie das Travers und Renvers.

Bevor wir überhaupt mit den Seitengängen beginnen, sollte unser Pferd bereits eine gute Längsbiegung auf den gebogenen Linien aufweisen, dabei an den äußeren Zügel herantreten, die halben Paraden willig annehmen und schon ein gewisses Maß an Versammlung zeigen. Ist dies gegeben, können wir mit dem Schulterherein (Vorübungen vorraussgesetzt) beginnen.

Das Schulterherein ist die grundlegende Lektion der weiterführenden dressurmäßigen Ausbildung und Vorraussetzung für Travers, Renvers und die Traversalen. Die Seitengänge sollten also nicht als Selbstzweck gesehen werden, sondern als ein wertvoller Baustein in der Ausbildung des Reitpferdes.

Sinn und Zweck von Travers und Renvers

Travers und Renvers sind für die weitere Gymnastizierung des Pferdes besonders wertvoll, da das jeweilige innere Hinterbein vermehrt Last aufnehmen und sich mehr beugen muss. Sie dienen im Detail der Festigung und Vervollkommnung der Längsbiegung, der verbesserten Elastizität der Hinterhand sowie der Förderung von Versammlung und Durchlässigkeit. Außerdem sind sie die vorbereitenden Lektionen für die Traversalen.

Kriterien und Unterschiede

Anders als beim Schulterherein ist das Pferd beim Travers und Renvers in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen. Die Abstellung zum Hufschlag beträgt (ähnlich wie beim Schulterherein) etwa 30°. Beim Schulterherein bewegt sich das Pferd auf 3 Hufschlaglinien während es sich beim Travers und Renvers auf 4 Hufschlaglinien bewegt. Das kommt daher, dass im Schulterherein nur die Vorderbeine kreuzen und die Hinterbeine nahezu geradeaus fußen. Im Travers und Renvers dagegen kreuzen sowohl die Vorder- als auch die Hinterbeine.

Beim Travers bleibt die Vorhand auf dem Hufschlag und die Hinterhand wird in die Bahn hineingeführt. Das Renvers ist sozusagen die Konterlektion zum Travers und unterscheidet sich nur dadurch, dass die Hinterhand auf dem Hufschlag bleibt und die Vorhand in die Bahn hineingeführt wird.

Travers                                             Renvers                                        Schulterherein

(linke Hand)                                     (linke Hand)                                   (rechte Hand)

Hilfengebung bei Travers und Renvers

Die Hilfengebung ist für beide Lektionen gleich. Unterschiede bestehen nur im Einleiten sowie Beenden.

Wir belasten vermehrt den inneren Gesäßknochen, d.h. den in Bewegungsrichtung, zu der das Pferd gestellt und gebogen ist. Der innere Schenkel liegt vorn am Gurt und sorgt neben der Biegung auch für das fleißige Vortreten des inneren Hinterfußes.

Der äußere Schenkel liegt verwahrend hinter dem Gurt um die Hinterhand des Pferdes in der Spur zu halten und die Vorwärts-Seitwärts Bewegung zu gewährleisten. Mit dem nachgefassten inneren Zügel geben wir dem Pferd eine leichte Stellung und können damit auch seitwärts-weisend wirken.

Mit dem äußeren, verwahrenden Zügel geben wir leicht nach und begrenzen gleichzeitig die Stellung. Die äußere Ganasche des Pferdes soll dabei parallel zur Bande bleiben. Reiter und Pferd schauen in die zu reitende Richtung. Unsere Schultern bleiben gerade über den Gesäßhöckern. Der Kopf dreht sich also mehr in die Bewegungsrichtung als die Schultern.

Unsere äußeren Hilfen haben im Renvers eine noch größere Bedeutung als im Travers, da uns die Bande als Begrenzung fehlt.


Einleiten und Beenden

Travers
Möchten wir das Travers erstmal an der langen Seite reiten, führen wir die Hinterhand des Pferdes am ersten Wechselpunkt in die Bahn hinein. Wir können aber auch (vorallem bei jüngeren Pferden) direkt aus der Ecke heraus oder aus einer Volte beginnen, da wir hier schon die richtige Längsbiegung haben und diese ins Travers mitnehmen können. Eine andere und bereits etwas schwierigere Übung ist folgende: Wir reiten von der langen Seite eine halbe Volte zur Mittellinie und reiten entlang der Mittellinie Travers.

Zum Beenden reiten wir bei dieser Übung einfach wieder in die halbe Volte Richtung Bande. Möchten wir das Travers auf gerader Linie beenden, führen wir die Hinterhand genau wie beim Beenden der Volte wieder auf den Hufschlag zurück.

Renvers
Zum Einleiten des Renvers haben wir mehrere Möglichkeiten:
Die erste und eine gute Möglichkeit zum Erlernen ist zum Beispiel, wenn wir nach dem Durchreiten der zweiten Ecke der kurzen Seite zu einer Schlangenlinie an der langen Seite ansetzen. Sobald wir den Bogen beginnen, stellen wir unser Pferd um und geben die Hilfen zum Renvers.

Die zweite Möglichkeit ist, dass wir auf den zweiten Hufschlag gehen und die Hinterhand, bei entsprechender Biegung um den neuen inneren Schenkel, von hier aus auf den ersten Hufschlag zurück führen.

Die dritte Möglichkeit ist die Entwicklung des Renvers aus dem Kurzkehrt: vor Beendigung des letzten Schrittes der Kurzkehrtwendung reiten wir in das Renvers hinein. Unser Pferd ist ja bereits in die Bewegungsrichtung gestellt, wir müssen es jetzt nur noch um den inneren Schenkel biegen. Diese Lektion ist sehr anspruchsvoll und verlangt vom Pferd eine erhebliche Durchlässigkeit.

Die vierte Möglichkeit können wir aus dem Schulterherein entwickeln. Dafür reiten wir aus der ersten Ecke der langen Seite zuerst Schulterherein um dann unser Pferd nach einigen Tritten in die Bewegungsrichtung umzustellen und zu biegen. Dabei müssen wir unsere Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen entsprechend ändern und unbedingt darauf achten, dass Takt und Schwung erhalten bleiben.

Zum Beenden des Renvers führen wir die Vorhand zurück auf den Hufschlag und richten unser Pferd wieder gerade.

Ausbildungshinweise

Das Travers ist untrennbar mit dem Schulterherein verbunden, da das Schulterherein dem Pferd zu mehr Schulterfreiheit verhilft. Diese benötigt es im Travers um das äussere Vorderbein seitwärts vor das innere zu setzen. Der Weg des äusseren Vorderbeines ist im Travers weiter als im Schulterherein und erfordert daher mehr Beweglichkeit. Wenn das Pferd zum Beispiel Mühe hat nach links zu traversieren, hilft das Schulterherein auf der rechten Hand, um dem rechten Vorderbein die nötige Beweglichkeit zu verschaffen. Umgekehrt hilft das Schulterherein auf der linken Hand, dem Pferd nach rechts zu traversieren.

Im Travers fußt das äussere Hinterbein in Richtung des inneren Vorderbeins. Das innere Hinterbein ist jeweils das tragende Bein. Dieses tritt im Travers allerdings weniger unter den Schwerpunkt des Pferdes, weshalb es ihm daher leichter fällt, mit dem äusseren Hinterbein zu schieben anstatt mit dem inneren zu tragen. Damit wir diese Tendenz nicht noch verstärken, sollten wir das Pferd vor allem auf der hohlen Seite nicht zu stark abstellen.

Trotzdem kräftigt Travers das innere Hinterbein, weil das Pferd in der Seitwärtsbewegung seine gesamte Masse über das innere Hinterbein hinwegschiebt. Das innere Hinterbein muss also verstärkt tragen, obwohl dem Pferd genau das im Travers schwer fällt. Wir sollten diesen Seitengang deshalb nicht zu intensiv üben.

Was hier für das Travers gilt, gilt genauso für das Renvers, da es ja im Grunde der gleiche Seitengang ist.

Wenn wir mit jungen Pferden arbeiten, gilt: anfangs nur wenige Schritte und Tritte verlangen sowie den Abstellungsgrad und die Längsbiegung gering halten bis das junge Pferd mehr Kraft und Durchlässigkeit erworben hat.

Ich hoffe ich konnte euch Travers und Renvers etwas näher bringen und eure offenen Fragen beantworten. Solltet ihr doch noch Fragen oder weitere Anregungen haben, freuen wir uns über eine Nachricht von euch.

Reitet ihr schon Travers und Renvers und wie habt ihr und eure Pferde es beigebracht bekommen? Habt ihr andere Tipps oder Kniffe? Dann her damit…

Ein weiteres spannendes Thema ist der Galoppwechsel. Diesen Artikel solltest du auf jeden Fall auch lesen Der fliegende Galoppwechsel

Liebe Grüße, Silvana

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3 comments

  1. Petra Kudler sagt:

    Hallo! Könnt ihr bitte den schlimmen Fehler – dass statt das – (also gleich das erste Wort des wirklich interessanten und hilfreichen Textes) korrigieren…das stört sehr! 😉 da lies ich normalerweise gar nicht weiter….
    Lg Petra

    1. Marika Moga sagt:

      Liebe Petra,

      vielen Dank für deine Aufmerksamkeit!! Wir haben den Fehler bereits korrigiert.
      Normalerweise achten wir sehr darauf aber Fehler sind ja bekanntlich menschlich 😉 und passieren schon mal ungewollt.
      Wir hoffen du hast unseren Artikel trotzdem mit Freude gelesen??
      Liebe Grüße
      Danke noch mal….

  2. André sagt:

    Hallo, wenn mich nicht alles täuscht sind die Bilder von Travers und Renvers vertauscht, da die Wand ja hier auf der anderen Seite ist als beim Bild vom Schulterherein. Ansonsten ein sehr schöner Artikel, vielen Dank!

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