Der Pferdekauf

Was sagt uns die Zeile: “Top ausgebildetes M-Pferd an Freizeitreiter günstig abzugeben!”…? Schmunzeln muss ich und dabei immer direkt an Krankheiten denken, die versucht werden zu vertuschen. Durch das Internet sieht man immer mehr Verkaufsanzeigen oder Suchanzeigen von Pferden. Ich möchte euch nun ein paar Anzeigen und typische Floskeln vorstellen, die zum Lachen und Hände über dem Kopf zusammenschlagen sind.

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Vorne weg; natürlich gibt es auch ehrliche Menschen, denen es wirklich wichtig ist dass ihr Sportpartner ein gutes Zuhause bekommt. Egal ob auf Grund des Alters oder einer Verletzung, die eine Belastung im Sport nicht mehr aushält. Leider sind diese ehrlichen Pferdebesitzer selten und mal ehrlich, die würden vermutlich nie so einen Satz schreiben. 😉

Was das Internet angeht sind die Pferdeverkaufsportale gleichzeitig Fluch und Segen. Die Auswahl für den Käufer ist groß, leider kann aber auch jeder eine Verkaufsanzeige starten, sogar ohne ein Pferd zu besitzen. Daher eine bitte an alle: ein Pferdekauf sollte wohl überlegt sein, lasst euch nicht zu überstürzten Handlungen, Mitleidskäufen oder ohne jemals das Pferd gesehen zu haben, zu einem Kauf überreden!! Informiert euch ausgiebig über das Pferd, reitet ruhig ein paar mal Probe und schaut euch mehrere Pferde an.

Noch ein Tipp: nehmt jemanden mit, der euch und eure Reitweise kennt, dem ihr vertraut und der wirklich Ahnung von Pferden hat. Habt niemals Hemmungen euren Reitlehrer oder einen Profi aus dem Stall mitzunehmen. Zu zweit sieht man immer mehr.

Nun wieder zurück zu unserem Einleitungssatz. Das “Top Ausgebildete M-Pferd, welches günstig an Freizeitreiter” abzugeben ist. Oft findet man dazu noch im Anzeigetext tolles Lehrpferd. Nur wirklich Reitbar ist es leider nicht mehr. Das ach so tolle Lehrpferd hat entweder kaputte Knochen und viele Wehwehchen oder ist so Verritten worden, dass ein unerfahrener Freizeitreiter, der sich eh nur einmal in der Woche reiten möchte und im Schritt ins Gelände geht, es hoffentlich nicht merkt. Im schlimmsten Fall trifft sogar beides zu. Fakt ist; gute brave Pferde die solide ausgebildet und gesund sind, kosten nun mal Geld. Und warum soll dieses M-Pferd ausgerechnet an Freizeitreiter abgegeben werden, wenn man doch von einem Turniereiter, doch viel mehr Geld dafür bekommen könnte…? Habt ihr euch das mal gefragt?

Der Sportreiter verlangt mehr von so einem Pferd, was nichts gegen Freizeitreiter sein soll. Die Gelenke und Sehnen müssen bei einem Sportpferd, das im schlimmsten Fall jedes Wochenende auf das Turnier muss mehr aushalten. Die Verkäufer denken in so einem Fall; “auch für das bisschen am langen Zügel in der Freizeit “rumjuckeln” reicht es. Vielleicht ist es wirklich so aber man sollte immer mit offenen Karten spielen und keinen über den Tisch ziehen. Es findet sich sicherlich für jedes Pferd der passende Besitzer, manchmal dauert es halt etwas länger….

Aber drehen wir mal den Spieß um, auch Käufer spinnen manchmal ein wenig… Für ganz wenig Geld viel bekommen. Meine absoluten Lieblingsanzeigen von Menschen die Pferde suchen, lesen sich ungefähr so: “Ich suche eine lila-pink getupftes Einhorn mit spanisch-isländischen Wurzeln. Es soll ganz brav und kerngesund mit Einser-TÜV sein aber nicht älter als 7 Jahre. Gut ausgebildet ist ein Muss. Mindestens alle M-Lektionen müssen sitzen. Meine kleine Tochter(5) soll auch am liebsten alleine mit ins Gelände reiten können. Am besten sind auch schon alle Sachen wie Sattel, Trense und Decken dabei. Lieferservice ist ein muss. Es darf aber nicht mehr als 800€ kosten, dafür bekommt es aber einen ganz tollen Lebensplatz.”

Das ist doch mehr als Utopisch. Gerade gut ausgebildete Pferde, die gesund und brav sind, kosten nun mal Geld. Denn eine vernünftige Aufzucht und Ausbildung kostet nun mal Geld.
Nicht nur Käufer haben unrealistische Vorstellungen. “Die letzten 5 Jahre war das Pferd einmal die Woche im Gelände. Er/Sie kann aber bestimmt sofort in beiden Sparten A und L laufen. Daher für günstige 4.000€” Wenn ich so etwas lese, frage ich mich warum ich eigentlich mein Pferd trainiere und arbeite. Wir müssen da wohl alle was falsch machen.

Gerne wird geschrieben “aus persönlichen Gründen” oder “schweren Herzens” abzugeben…kann ja auch stimmen, oft wird es aber angegeben um den wahren Grund zu verstecken. Reiter und Pferd harmonisieren nicht miteinander. Das kann verschiedene Ursachen haben, ich finde das nicht schlimm, wir sind keine Profis und müssen nicht mit jedem Pferd klarkommen. Wenn es aber unser eigenes ist müssen wir zu unseren Problemen stehen. Dann können wir uns Hilfe hohlen und wenn das nicht funktioniert müssen wir selber einfach ehrlich sein. Egal wie schwer es uns fällt.

Das alles hört sich nun so an ob nur noch Gauner Pferde verkaufen. Diesen Eindruck will ich wirklich nicht erwecken, es gibt immer noch genügend ehrliche Menschen mit Pferden & realistischen Preisen. Geduld und das richtige Bauchgefühl sollte heutzutage beim Pferdekauf jeder haben und ganz genau hinsehen und viele Fragen stellen.

Eine wahre Geschichte von uns: Tatsächlich wurde in diesem Fall zweimal das gleiche Pferd angeboten und angeschaut. In zwei verschiedenen Städte & Ländern und zwei verschiedenen Ställen. Ein Pferd das wir in Holland besichtigt haben und uns dagegen entscheiden haben, stand 3 Wochen später bei einem Händler in Deutschland. Erst wollte man uns erzählen das wäre nicht das selbe Pferd, nachdem wir es aber belegen konnten war man selber etwas entsetzt da man es angeblich nicht wusste woe das arme Ding herkam und zu später Stunde kam raus dass die beiden Händler zusammenarbeiten. Hört sich direkt nach Betrug an. Und ärgerlich für den ganzen Zeitaufwand. In meine Augen nicht schlimm aber ist Ehrlich sein so schwer? Warum hält man andere Menschen für soooo dumm 😈

Zum Glück gibt es aber auch Händler denen man noch trauen kann. Man sollte natürlich nicht auf alles hören was sie sagen oder ihnen alles glauben. Gute Händler geben euch die Möglichkeit das Pferd beim Putzen und Satteln zu beobachten. Traut euch ruhig zu fragen. Sie werden euch auch immer mehrere Pferde zeigen können, die für euch in Frage kommen. Selbstverständlich sollte auch die Möglichkeit bestehen das Pferd nicht nur in der Halle zu reiten. Platz und ein Stück vom Hofweg verbietet keiner. Empfehlenswert ist auch ein Pferd nicht nur einmal Probe zu reiten.

Zum Schluss möchte ich euch noch ein paar lustige Interpretationen von Verkaufsanzeigen mit auf den Weg geben:

Roh: alle Einreitversuche sind bis jetzt gescheitert und keiner traut sich mehr oder das gute Tier hat noch nie einen Menschen gesehen.

Ganz brav:  auf der Wiese. Beim Reiten und Putzen ist er der Chef und sagt wo es lang geht.

Mit viel go:  ein Sattel mit Sicherheitsgurt ist Pflicht.
Braucht eine starke/erfahrene Hand: Steigt und bockt jedes mal.

Kinder- und Hunde sind kein Problem: Ja, wenn sie ganz weit weg sind.

Steht gut im Futter: Frisst alles was da ist, ca. 200kg zu viel, eher eine Tonne auf 4 Beinen.

Schweren Herzens: hoffentlich geht das Pferd endlich.

Aus Zeitmangel: Ständige Reparaturen der zerstörten Sachen rauben einfach zu viel Zeit.

Schmiede- und verladefromm: Es sollten immer genügend Leute zum Helfen dabei sein, der Schmied muss hart im Nehmen sein und hartnäckig.

Herdenverträglich: Geht weder alleine vom Stall weg noch mag er im Stall alleine sein. Die anderen Pferde müssen immer da sein.

Turniererfahren: War vor ein paar Jahren mal auf einem Turnier. In der Führzügelklasse, oder war das die E-Dressur….?

Ganz tolle Abstammung: S
eit wann reiten wir auf den Papieren?

Auffälliger Typ: Ja ihm fällt einfach ALLES auf, auch wenn ein Sandkorn anders liegt als in der Runde davor.

Richtiger Hingucker: aber nur wenn es dunkel ist.

Manchmal geht es schnell ein neues Pferd zu finden, oft braucht man aber lange den richtigen Partner zu finden. Am besten ist immer ein Pferd zu kaufen das man bereits kennt, von Freunden oder Bekannten.. Wichtig ist dass jeder selber weiß welche Erwartungen er an seinen neuen Partner hat und welche Ziele er mit ihm erreichen möchte. Wir haben eine teures Hobby und da sollte auch jeder glücklich mit seinem Partner sein, sonst ist man nur traurig und frustriert oder hat im schlimmsten Fall grandiose Tierarztkosten und ein unreitbares Pferd.

Ein kleiner Tipp von, eine Ankaufsuntersuchung sollte immer gemacht werden, egal wie teuer das Pferd ist. Auch ein sehr günstiges Pferd kann enorme Kosten (Tierarzt, Klinik) verursachen wenn es versteckte Mängel. Ein Thermografie kann auch hilfreich sein, hierzu lest unseren Artikel “Thermografie beim Pferd”

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