Warum Doppellonge?

Vor kurzem war ich auf einem Lehrgang – Doppellonge und Arbeit am langen Zügel – bei Wilfried Gehrmann. Wer ihn nicht kennt, Wilfried Gehrmann ist seit 1979 Leiter der Landes-Reit- und Fahrschule Rheinland. Er ist Inhaber des Deutschen Reiterabzeichens in Gold, Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung der Berufsreiter, anerkannter Richter im Reiten und Fahren sowie Mitglied in vielen Prüfungsausschüssen und kann schlechthin als der Experte mit der Arbeit der Doppellonge bezeichnet werden. Dieser Lehrgang hat mich wieder in dem Glauben bestärkt, dass die Arbeit an der Doppellonge eine wichtige und sinnvolle Begleitung neben dem Reiten ist.


Die positive Wirkung der Doppellonge und der Arbeit am langen Zügel wurde nachweislich bereits im 18. Jahrhundert erkannt und durchgeführt. Es mag trotzdem Leute geben, die meinen: “Wo viel longiert wird, wird schlecht geritten.”. In manchen Fällen ist das vielleicht zutreffend, aber keinesfalls in allen. Die Abeit an der Doppellonge dient zur Ausbildung, Korrektur und Leistungsverbesserung von Pferden jeden Alters und Leistungsstandes. Im Gegensatz zur einfachen Longe, hat der Ausbilder mit der Doppellonge erheblich mehr Einwirkungsmöglichkeiten. Losgelassenheit, Gehorsam und Versammlung können so mit relativ geringem Aufwand erarbeitet und dann auf das Reiten/Fahren umgesetzt werden.

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Für den Longenführer und Ausbilder ist es hochinteressant, Reaktionen, Verhaltensweisen, Talent und Möglichkeiten des Pferdes von “unten” zu sehen … vor allem bei jungen und “neuen”, ihm für die Ausbildung anvertrauten Pferden. Das Ziel der Ausbildung ist immer ein hamonisches Miteinander. Das Longieren mit der Doppellonge darf nicht als Selbstzweck angesehen werden sondern es soll dazu beitragen, schonend für alle Beteiligten bessere Leistungen zu erreichen. Insbesondere bei Korrektur- und Problempferden ist das ein gutes und effektves Mittel sie vor dem Reiten bereits in die richtige “Richtung zu lenken” und ihnen sanft zu erklären was man von ihnen verlangt. Die Pferde sind bereits gelöst, wodurch verhindert wird dass sie bei vermeintlichen Problemen nicht die ganze Zeit die falsche Muskulatur beanspruchen, was wiederum eher zum gewünschten Erfolg führt.

Es wird immer wieder mal Situationen geben, wo man mit bestimmten Pferden unter dem Reiter nicht weiter kommt. Dann macht es Sinn zur Doppellonge oder dem Langzügel zu greifen … sei es aus Sicherheitsgründen für Pferd und Reiter, wenn dem Reiter die Einwirkung fehlt oder um spezielle Lektionen zu erarbeiten, bei denen sich das Pferd den Hilfen des Reiters entzieht bzw.die dem Pferd unter dem Sattel noch schwer fallen.

Die Einsatzmöglichkeiten an der Doppellonge sind sehr vielseitig. Dabei spielt es keine Rolle in welcher Disziplin das Pferd eingesetzt wird, in welcher Ausbildungsphase es sich befindet oder ob es freizeitorientiert oder für den Sport trainiert wird. Wenn der Longenführer die Vorteile der Doppellongearbeit zu nutzen versteht, wird er sie in allen Sparten des Pferdesports sinnvoll und hilfreich einsetzen können.

Jedes Pferd egal ob Dressurpferd, Springpferd, Freizeitpartner, … sollte vielseitig und abwechslungsreich gearbeitet werden. Dies trägt wesentlich zur Ausgeglichenheit und Gesunderhaltung des Pferdes bei. Die Arbeit an der Doppellonge ist eine von vielen Möglichkeiten das Pferd vielseitig zu arbeiten und zu motivieren.

Einsatzmöglichkeiten der Doppellonge:

Beim jungen Pferd
Noch bevor der Reiter das erste mal aufsitzt ist es möglich das junge Pferd an der Doppellonge zu arbeiten. So lernt es die Ausrüstungsgegenstände kennen und wird mit der beidseitigen Führung der Longe (ähnlich der späteren Zügelhilfen) vertraut gemacht. Die Remonten können so auf der Zirkellinie ohne das Reitergewicht lernen sich auszubalancieren und ihr natürliches Gleichgewicht zu finden. Das Ziel ist hier das taktmäßige und losgelassene Gehen in Dehnungshaltung. Mit dieser Vorbereitung bekommt der Reiter/Fahrer beim ersten Aufsitzen/Anspannen mehr Kontrolle und Sicherheit.

Zum Lösen
Die Doppellongenarbeit ist auch wunderbar zum Lösen vor dem Reiten geeignet. Hierdurch wird vor allem die Rückentätigkeit und die Losgelassenheit gefördert, da kein Reitergewicht die Bewegung des Pferdes beeinflusst.

In der weiteren Ausbildung
Während der gesamten Ausbildung hat ma das Ziel die Losgelassenheit weiter zu verbessern. Mit der Doppellonge kann man das insbesondere durch Übergänge fördern, wobei man sich wünscht das dass Pferd dabei in einer zwanglosen Selbsthaltung geht. In dieser Phase können Lektionen/Übungen, die dem Reiter oder Fahrer Probleme bereiten, mit wenig Aufwand erarbeitet werden. In diesem Ausbildungsstand wollen wir neben Takt, Losgelassenheit und Anlehnung vor allem Schwung und durch die bessere Längsbiegung die Geraderichtung optimieren.

Für alle Pferde Cavalettiarbeit
Im Sinne einer vielseiigen und abwechslungsreichen Ausbildung bietet die Arbeit über Cavalettis viele Vorteile. Cavalettiarbeit an der Doppelonge ist nicht nur für Springpferde interessant, alle Pferde profitieren davon … Abwechslung, Aufmerksamkeit, Muskelaufbau, Trittsicherheit, Gymnastik, Koordination und Verbesserung der Durchlässigkeit sind nur einige positive Punkte.

Für das Springpferd
Eine weitere Möglichkeit das Springpferd zu trainieren, ist neben dem Springen unter dem Reiter und dem Freispringen, das Springen lassen an der Doppellonge. Damit können die Bascule, die Beintechnik und die Kontrolle (anders als beim Freispringen) deutlich verbessert werden.

Beim Fahrpferd
Für das Fahrpferd ist die Arbeit an der Doppellonge unabdingbare Voraussetzung. Durch diese Arbeit wird das Pferd an die Berührung von Leinen und Strängen gewöhnt und lernt auf Stimme und Peitsche entsprechend zu reagieren. Nur ein sorgfältig ausgebildetes Pferd im Gespann die Sicherheit, Kontrolle und Durchlässigkeit bieten, die für den Fahrsport erforderlich sind.

Beim Voltigierpferd
Auch bei einem Voltigierpferd kann die Arbeit an der Doppellonge eine hilfreiche und sinnvolle Ergänzung in der Ausbildung sein. Vorallem bei Pferden, die nicht zusätzlich von einem guten Reiter geritten und gymnastiziert werden, kann die Arbeit an der Doppellonge auch als Ausgleichfunktion zum Voltigiersport dienen. In diesem Sinne trägt sie auch in hohem Maße zur Gesunderhaltung des Pferdes bei.

Für die fortgeschrittene Ausbildung des Dressurpferdes
Im fortgeschrittenen Stadium der Ausbildung kommt die Erarbeitung der Versammlung dazu, was u.a. mit Hilfe der Doppellonge gut möglich ist. Die versammelnde Arbeit kann sowohl an der Longe als auch am langen Zügel durchgeführt werden.

Bei Korrekturpferden
Gerade bei Korrekturpferden hat sich der Einsatz der Doppellonge bewährt. Bei allen Problemen, die ein Pferd hat, kommt es darauf an, das Pferd wieder zu den Ausgangaspunkten der Ausbildung – Takt und Losgelassenheit – zu bringen, um darauf die weitere Ausbildung aufzubauen.

Doppellonge – ein umfangreiches Thema, sehr wichtig für die fortgeschrittene Ausbildung jedes Pferdes. Habt ihr euch bereits damit befasst und evtl. einen Doppellonge -Kurs besucht – bei wem und wie lehrreich war er? Berichtet uns… wir freuen uns auf euer Feedback 😆 !

Einen ähnlichen Artikel haben wir bereits am 03.11.16 über  “die Winterarbeit mit dem Pferd” verfasst.
Dort findet ihr Beispiele für verschiedene Trainingsmöglichekeiten mit dem Pferd.

 

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4 comments

  1. Lea sagt:

    Ich kann die Doppellonge auch nur empfehlen. Gerade im Winter ist es einen willkommene Abwechslung.

    1. Marika Moga sagt:

      Hallo Lea, ja das stimmt… aber eigentlich das ganze Jahr über eine wertvolle Abwechslung zum Reiten…
      LG Marika

  2. Lea sagt:

    Ich kann die Doppellonge auch nur empfehlen. Gerade im Winter ist es einen willkommene Abwechslung.

    1. Marika Moga sagt:

      Hallo Lea, ja das stimmt… aber eigentlich das ganze Jahr über eine wertvolle Abwechslung zum Reiten…
      LG Marika

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