Losgelassenheit Teil 2

Im ersten Teil “Losgelassenheit ist nicht gleich Entspannung“- ging es um die Bedeutung der Losgelassenheit. Hier im zweiten Teil möchten wir euch “zeigen” wir ihr mit eurem Pferd zur Losgelassenheit kommt und wie eine gute Lösungsphase aussehen kann. Gleichzeitig beschäftigen wir uns auch mit den Ursachen mangelnder Losgelassenheit.

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Voraussetzungen um Losgelassenheit erreichen zu können

Damit es überhaupt möglich ist, unser Pferd zur Losgelassenheit zu bringen bedarf es einiger wichtiger Komponenten:

Mit das Wichtigste ist hierbei das Vertrauen zum Reiter. Kein Pferd, welches Angst vor dem Reiter hat, kann sich loslassen. Es wird immer angespannt bleiben, um im Zweifelsfall “flüchten” zu können.
Der Reiter selbst darf natürlich auch keine Angst haben oder sehr angespannt sein, da sich diese Angst oder Spannung wiederum auf das Pferd überträgt. Desweiteren muss der Reiter einen ausbalancierten und geschmeidigen Sitz haben. “Hoppelt” dieser auf dem Pferderücken herum und kommt immer wieder aus dem Gleichgewicht, muss das Pferd selbst immer wieder seine Balance suchen und den Reiter ausgleichen. So kann ein Pferd ebenfalls nicht zur Losgelassenheit finden.

Die Umgebung und Athmosphäre spielt ebenfalls eine Rolle. In einer ungewohnten/neuen Umgebung, bei Trubel und Hektik oder schwierigen Bodenverhältnissen ist es zumindest schwieriger und dauert vielleicht etwas länger das Pferd zur Losgelassenheit zu bringen. Ein guter und gefühlvoller Reiter hat damit in der Regel aber keine Probleme.

Ebenso kommt es drauf an wie die letzte Trainingsstunde verlaufen ist. Haben wir einen guten harmonischen Abschluss gefunden ist es leichter während der neuen Trainingseinheit von Beginn an die Losgelassenheit zu erreichen. Haben wir dagegen unser Pferd überfordert, wird es sich, aus Angst die ihm gestellten Anforderungen nicht erfüllen zu können, verkrampfen. Oft geht das gleichzeitig einher mit Muskelkater, Muskelverpannungen oder anderen Schmerzen. Ein Pferd welches Schmerzen hat, sei es auch durch einen nicht passenden Sattel, wird sich nicht loslassen sondern durch Verkrampfung versuchen dem Schmerz irgendwie zu entgehen.

Haben wir also ein Pferd was nicht oder nur schwer zur Losgelassenheit findet, sollten wir der Ursache auf den Grund gehen! Stimmt alles und unser Pferd möchte sich trotzdem noch nicht ganz losgelassen unter dem Reiter bewegen, müssen wir vielleicht die Lösungsphase verändern.

Die Lösungsphase

Wenn wir unser Pferd lösen möchten, dürfen wir dabei eines nicht aus den Augen verlieren: wie im ersten Teil beschrieben, braucht das Pferd positive Spannung, um sein von der Natur vorgegebenes Bewegungskonzept in das eines Reitpferdes umwandeln zu können.
Haben wir ein tendenziell negativ gespanntes Pferd, braucht dieses zunächst für Körper und Geist entspannende Übungen und Lektionen. Ein Pferd mit wenig Grundspannung braucht im Gegensatz dazu immer wieder Impulse, die Spannung und Motivation aufbauen.
Wir erinnern uns … das zufriedene, sich selbst tragende und in Losgelassenheit schwingende Pferd ist
am Ende immer das Ergebniss der Entwicklung von positiver Spannung.

Eine feste Zeitspanne für die Lösungsphase gibt es nicht da die individuellen Unterschiede zu groß sind. Allerdings wird man mit weniger als 15 bis 20 Minuten kaum auskommen. Junge, alte oder steifere Pferde brauchen in der Regel länger als ein voll im Training stehender Sportler. Bei jungen Pferden kommt man zu Anfang über die Lösungsphase nicht drüber hinaus, da dann einfach schon die Kraft weg ist. Pferde die von der Wiese kommen brauchen meist auch nicht so lange wie Pferde die in der Box gestanden haben. Pferde mit ausgeglichenem Temperament finden ebenso schneller zur Losgelassenheit als nervöse oder hoch im Blut stehende Pferde. Die Fähigkeiten des Reiter spielen hier natürlich auch eine große Rolle. Ein ausbalancierter Sitz, die richtigen Hilfen im richtigen Moment und das Gefühl für das richtige Tempo machen dabei viel aus.

Die Lösungsphase beginnt immer im Schritt. 10 Minuten sollten das Minimum sein, umso länger umso besser. Dabei kommen Muskeln und Sehnen auf Betriebstemperatur und die Gelenke werden geschmiert. Umso intensiver wir diese Phase gestalten, umso besser wird der Pferdekörper auf das Training vorbereitet. D.h. Schritt reiten am hingegebenen Zügel ist nur halb so effektiv. Die ersten Runden können ruhig am hingegebenen Zügel erfolgen damit das Pferd und auch wir selbst uns psychisch auf die Arbeit einstellen können. Dann sollte wir die Zügel aber aufnehmen und unser Pferd aktiv von hinten über den Rücken und durch den Körper reiten. Erstmal lösen wir unser Pferd so viel besser und gleichzeitig wird die Gelenkschmiere auf diese Art auch besser angeregt.

Der Schritt soll fleißig aber nicht übereilt sein. Das Pferd soll sich im Vorwärts-Abwärts an die Reiterhand heran dehnen. Wir können jetzt ruhig schon Seitengänge mit dazu nehmen, wie Schenkelweichen und Schulterherein. Sie müssen am Anfang noch nicht zu hundert Prozent korrekt sein, aber sie lockern und schließen unser Pferd schon mehr, was wir beim Antraben bereits merken sollten.

Wir traben unser Pferd in der Regel zunächst leicht. Die meisten Pferde lösen hierbei besser. Es gibt aber auch Pferde, die man die ersten paar Runden mit tiefer Halseinstellung und in ruhigem Tempo lieber erstmal aussitzt. Man bekommt sie so von Anfang an mehr durch den Körper geritten was zur Folge hat, dass sie dann im Leichttraben besser loslassen. Bis die Pferde ihren Takt gefunden haben, traben wir ersteinmal etwas ruhiger (aber nicht schleppend). Nach und nach können wir mit vorwärts abwärts dehnendem Hals immer mehr vorwärts reiten. Voraussetzung dafür ist aber das sie im Körper bei uns bleiben und nicht wegeilen oder sich herausheben wollen, sonst ist das Vorwärts-Abwärts nicht richtig!

Pferde sie sich im Galopp sehr gut lösen, kann man natürlich schon eher mit galoppieren. Auch hier am besten mit tiefer und runder Halseinstellung.
Die meisten Pferde lösen sich am besten auf großen gebogenen Linien mit vielen Handwechseln. Haben wir Pferde die mehr aktiviert werden müssen, können wir schon Übergänge und Tempiwechsel mit einbauen, die mit der Zeit in immer kürzeren Abständen erfolgen.
Pferde die dazu neigen heiß zu werden lässt man ganz in Ruhe traben und galoppieren und setzt z.B. zwischendurch einen Übergang in die niedrigere Gangart an aber reitet den Übergang nicht. Wenn die Pferde zurück kommen kann man schön mit der Hand vorgehen und sie so immer mehr zur Losgelassenheit bringen. Wichtig bei solchen Pferden, die Übergänge in die nierdrigere Gangart immer am Bein reiten, umso ruhiger werden sie.

Traben und galoppieren die Pferde in gleichmäßigem Tempo und dehnen sich dabei gut an die Reiterhand heran, kann man mit dem “Rahmen spielen”. Man nimmt sie mehr auf, d.h. wir holen sie etwas mehr hoch und machen sie kürzer im Körper (ohne sie eng im Hals zu machen – Genickdehnung muss erhalten bleiben). Nach ein paar Tritten oder Sprüngen lassen wir sie wieder in die Dehnungshalten zurück und wiederholen das ganze Spiel. Auch hier heißt es wieder: umso mehr wir das Pferd aufnehmen umso mehr müssen wir das Hinterbein nach vorn unter den Schwerpunkt treiben!
Hiermit schafft man dann schon einen nahtlosen Übergang zur Arbeitsphase.

Nicht vergessen: Immer wieder Schrittpausen einzubauen. Eine weitere Regel sollte sein: Umso jünger und untrainierter das Pferd, umso länger sollte die Lösungsphase im Gegensatz zur Arbeitsphase sein.
Geht zwischendurch die Losgelassenheit verloren, ist das meist ein Zeichen von Überforderung oder das die Einwirkung des Reiters nicht stimmt. In diesem Fall ist es besser wieder einen Schritt zurück zu gehen anstatt sich auf einen Kampf einzulassen.

Weitere lösende Übungen sind:
Reiten im Gelände bevor es in die Reitbahn geht; Vorhandwendung, Zügel aus der Hand kauen lassen, Reiten im leichten Sitz, Cavalettiarbeit,  Ablongieren.

Wie gestaltet ihr die Lösungsphase? Habt ihr noch weitere lösende Übungen die sich bei eurem Pferd bewährt haben?

Liebe Grüße

Eure Silvana

 

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