Junge Reitpferde richtig Anreiten und Ausbilden Teil 2

Es gibt Ausbilder, die Jährlinge und vermehrt Zweijährige gelegentlich an der Hand über kleinste Hindernisse (z.B. Cavaletti) springen lassen oder die “Pferdekinder” in diesem Alter bereits longieren. Wer die Wachstumsprobleme junger Pferde kennt, weiß, dass jede “Ausbildungsarbeit” bei Warmblutpferden im ersten und zweiten Lebensjahr gesundheitsschädlich sein kann.

Der erfahrene Pferdeausbilder sollte darauf bedacht sein, mit der Ausbildung eines ihm anvertrauten Reitpferdes erst zu beginnen, wenn das Wachstum der Gelenke, Knochen und Sehnen genügend weit fortgeschritten ist. Früher als mit drei, besser mit dreieinhalb Jahren sollte meiner Meinung nach – auch nach der Überzeugung von Dr. Reiner Klimke  (einst international erfolgreicher Dressurreiter) – kein Warmblutpferd angeritten werden.
Man muss die Geduld aufbringen, mit dem Beginn der Ausbildung abzuwarten, bis das Pferd genügend ausgewachsen und nervlich belastbar und ausgeglichen ist. Dann kommt man am schnellsten zum Ziel und hat den zusätzlichen Vorteil, dass man die Leistungsfähigkeit des Pferdes – von Unglücksfällen abgesehen – über lange Jahre erhalten kann.

Umstellung von der Weide in den Stall

Der erste Eindruck den das junge Pferd von seiner neuen Umgebung gewinnt, prägt sein weiteres Verhalten. Man sollte dafür sorgen, dass die Box frisch eingestreut ist, eine kleine Ration gutes Heu drin liegt, sowie frisches Wasser in der Tränke vorhanden ist.
In den ersten vier bis fünf Tagen sollte man sich als Ausbilder noch etwas zurück halten, denn das ist die Zeit der Gewöhnung des jungen Pferdes an seinen Pfleger/Reiter.

Sehr viel Aufmerksamkeit sollte der Futterumstellung gewidmet werden. Pferde die von der Weide kommen, sollten anfangs nur etwa ein bis zweieinhalb kg Hafer oder geeignetes Mischfutter erhalten. Sie bekommen dafür als Ausgleich mehr Heu/Silage und genügend gutes Stroh.
Auch die Bewegung des Pferdes ist bei der Umstellung von der Weide in den Ausbildungsstall von großer Bedeutung. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Pferd von Natur aus einen außerordentlich stark entwickelten Bewegungstrieb hat. Der tägliche Weidegang oder Auslauf im Paddock ist unverzichtbar.

Gewöhnung des jungen Reitpferdes an die Arbeit mit dem Menschen


Bevor wir mit der Gewöhnung des Pferdes an die Ausrüstung beginnen können, müssen wir zunächst die “Grundlagen”, wie Führen, Putzen und Hufe geben abfragen, die das junge Pferd im Idealfall bereits im Fohlenalter gelernt hat. Dies erfolgt in den ersten Tagen nach dem “Einstallen”. Es ist sehr wichtig, dass das Pferd sich überall anstandslos berühren lässt. So ist auch die Gefahr geringer, dass es z.B. beim ersten Drüberlegen mit Buckeln reagiert oder dass es später überreagiert, wenn der Reiter z.B. beim Absitzen versehentlich mit seinem Fuß leicht die Kruppe berührt.

Sehr hilfreich für das Anreiten ist die Bodenarbeit, weil dabei das Vertrauen zwischen Reiter und Pferd verstärkt wird. Man kann es nebenbei gleich mit fremden Gegenständen vertraut machen, wodurch das Pferd lernt mit neuen, oft erschreckenden Situationen umzugehen. Das “Spazieren gehen” z.B. ist eine optimale Vorbereitung für das spätere Reiten im Gelände.
Genauso nützlich ist das “Laufen lassen” in der Reithalle oder auf dem Longierzirkel als Vorbereitung für das Longieren. Das “Laufen lassen” in der Reitbahn hat den Vorteil, dass sich das junge Pferd schon mal an seinen zukünftigen “Arbeitsplatz” gewöhnen kann und wir uns  dabei einen ersten Eindruck von den Grundgangarten und dem psychischen Zustand des jungen Pferdes verschaffen können, was uns während der Ausbildungsphase von großem Nutzen sein kann. Man sollte jedoch immer eine Hilfsperson zur Hilfe nehmen!

Sattel und Trense

Bevor ich im nächsten Teil beschreibe, wie man das junge Pferd an Sattel und Trense gewöhnt, möchte ich an dieser Stelle noch darauf eingehen wie wichtig es ist, dass Sattel und Trense richtig passen. Gerade am Anfang kann man so viel falsch machen. In den ersten Wochen und Monaten legt man den Grundstein für ein zufriedenes und arbeitswilliges Pferd. Wenn der Sattel z.B. drückt, kommt es schnell zu Satteldruck und das Pferd verbindet den Sattel mit Schmerzen. Dies zeigt es Ihnen in der Regel bereits beim Satteln. Ist das einmal beim Pferd gespeichert, wird es schwer dieses Verhalten wieder raus zu bekommen.

Der Sattel muss richtig gebaut sein und zum Pferd passen. Für die ersten Male an der Longe kann man einen etwas älteren Sattel benutzen, falls er doch mal unbeabsichtigt im Sand landet. Aber spätestens wenn Sie sich das erste mal auf den Pferderücken schwingen, sollten Sie einen passenden Sattel nehmen, der in vernünftigem Zustand ist und gut auf dem Rücken liegt.

Es gibt auch gute gebrauchte Markensättel. Diese sind jederzeit vom Fachmann veränderbar, Immer wieder hören wir den Satz; ich brauche einen billigen Sattel nur zum Anreiten, in ein paar Jahren kaufe ich dann einen “Guten”…  Das ist falsches Denken. Von Anfang an einen Guten kaufen. Das kann auch ein gebrauchter Markensattel sein, denn nur so Einer kann dem Pferd immer wieder angepasst werden. Und nur dann macht die Arbeit dem Pferd auch wirklich Spaß, Diese wird es wohl nicht haben wenn es Schmezen im Rücken hat. Deswegen ist es von großer Bedeutung, den Sattel von Zeit zu Zeit von einem erfahrenen Sattler überprüfen und gegebenfalls umpolstern zu lassen.
Am Sattelzeug zu
sparen hieße an der falschen Stelle zu sparen. Gerade während der Ausbildung verändert sich das junge Pferd sehr stark…es baut immer mehr Muskulatur auf. Oft hängt auch plötzlicher Ungehorsam und Widersetzen mit einem nicht passenden Sattel zusammen. Seien Sie also wachsam, damit Sie Ihrem Pferd nicht unrecht tun.

Mit der Trense verhält es sich ähnlich. Auch die muss richtig angepasst und verschnallt sein. Ich benutze in der Regel eine einfach oder doppelt gebrochene Wassertrense (Gebiss), auch Ausbildungsgebiss genannt, mit Englisch kombiniertem Reithalfter (Trense). Damit habe ich einfach die besten Erfahrungen gemacht. Ich werde es auch in Zukunft so halten, wenngleich man immer mehr Pferde bereits im jungen Alter mit Spezialgebissen und -reithalftern sieht.

Die Gebissstärke ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich, je nachdem wieviel Platz das Pferd im Maul hat. Einem Pferd mit einem sehr kleinem Maul sollte man kein 18 mm dickes Gebiss rein schnallen, sondern ein etwas Dünneres. Mit den Jahren haben sich die Pferdeköpfe verändert, das Maul ist kleiner geworden daher nimmt man auch nicht mehr ganz so dicke Gebisse.
Es sollte auch die richtige Länge haben. Es darf weder zu lang noch zu kurz sein. Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie Jemanden der sich damit auskennt!
Das Pferdemaul ist einer der sensibelsten Bereiche des Pferdekörpers. Deshalb ist es wichtig, es vorsichtig und sorgfältig zu behandeln.

Im Allgemeinen ist zu der Ausrüstung noch zu sagen, dass sie sich selbstverständlich in einem einwandfreiem Zustand befinden muss und in keinster Weise beschädigt sein darf. Hierbei geht es in erster Linie um die Sicherheit von Ihnen und Ihrem Pferd.

Wie Sie sehen ist dieses Thema “Jungpferdeausbildung” sehr umfangreich, aber auch sehr interessant. Jedes Pferd ist individuell und reagiert anders.
Lassen Sie uns an Ihren Erfahrungen teil haben und diskutieren Sie einfach mit.

Im nächsten Teil geht es um die Gewöhnung an Sattel und Trense und das Anlongieren.

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