Dressurreiten im Gelände

Es ist Sommer, die Halle ist frisch gewässert, der Platz zu staubig…. …aber das Pferd sollte ein bißchen arbeiten. Was tun? Wie wäre es mal die eine oder andere Dressureinheit ins Gelände zu verlegen… Geländereiten ist wichtig! Pferde die regelmässig im Gelände geritten und trainiert werden sind cooler und ruhiger in Schrecksituationen, Reiten ausserhalb der Halle und des Reitplatzes bringt Turnierpferden Abwechslung und sollte immer wieder ins Training mit aufgenommen werden.

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Dazu kommt noch, dass im Gelände durch den unebenen Boden und wechselende Untergründe die Hufe und Sehnen anders beansprucht werden, als auf dem ebenen Hallenboden.  Aber auch Freizeitreiter sollten ihren Ritt im Gelände abwechslungsreich gestalten und ihr Pferd nicht einfach so, am langen Zügel, daherschleichen lassen.

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Hier möchten wir Euch Rüstzeug an die Hand geben, damit Ihr nicht unvorbereitet und mit genug Ideen ins Gelände startet.
Natürlich ist auch im Gelände die “normale” Reihenfolge des Reitens einzuhalten. Dass soll heißen; es gibt eine Aufwärmphase, eine Arbeitsphase und Abwärmphase.
Die Gelände-Dressureinheit beginnt wie alles andere auch mit 10-20 Minuten Schritt. Nach 5-10 Minuten könnt Ihr durchaus mit einfachen und lockeren Übungen beginnen, wie z.B. gebogenen Linien, leichte rechts und links Stellung, große Volten an Wegkreuzungen und wieder geradeaus. Zum Ende der Aufwärmphase bietet sich auch Schenkelweichen oder Seitengänge, Schulterherein und Traver.


Nach diesen Aufwärmübungen geht es in einen lockeren Trab, am besten leichttraben. Dabei auch den Fuß wechseln, denn jedes Pferd sollte beide Hinterbeine gleichmäßig belasten. Es gibt Pferde die ihren Reiter manipulieren, dass er immer auf dem vermeintlich stärkeren Hinterbein trabt. Wenn der Reiter diesem Wunsch nachgibt, wird auf Dauer dieses Beinpaar etwas kürzer treten und stärker belastet als das andere. Da wir aber den Wunsch haben unser Pferd geradezurichten, sollten wir schon bei den kleinen Dingen auf Konsequenz achten.

Auf guten Wegen lassen sich auch gut Übergänge reiten, von Trab zum Schritt, vom Galopp zum Trab und / oder Schritt. Leicht bergauf und dabei Übergänge, das stärkt die Hinterhand enorm.  Aus dieser Übung lässt sich perfekt die Schaukel erarbeiten. Schaukel heißt; man fängt mit dem Rückwärtsrichten an, dieses sollte gerade und ohne stocken funktionieren. Aus dem Rückwärts ins Vorwärts dann Halten und wieder rückwärts und vorwärts. Klappt das kann man diese Schaukel steigern. Aus dem Trab ins Halt, ins Rückwärts und wieder antraben, zum guten Schluß auch angaloppieren.

Zwischen durch locker vorwärts-abwärts traben und galoppieren. Es soll ja nicht der Spaß auf der Strecke bleiben. Das Pferd immer wieder aufnehmen, auf gut einzusehenden Wegen, Schlagenlinien und Volten im Trab und Galopp erarbeiten. Die Kurven eines Weges kann man nutzen für Vorhandwendungen, rückwärts um die Kurve und HInterhandwendungen.

Schmale Wege mit gutem Boden eignen sich für Trabstrecken, auf denen man Tempowechsel einbauen kann. Auch kurze Galoppaden, um durch zu parieren und auf der anderen Hand wieder angaloppieren. Im Galopp gilt das gleiche wie im Trab, beide Hände / Füße müssen gleichmäßig belastet werden, sonst wird irgendwann jedes Pferd schief. Versammeltes antraben, gerne eine leichte Steigung, daraus angaloppieren. In dem unterschiedlichen Tempo und Gangarten sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Auch das Geraderichten kommt im Gelände nicht zu kurz, denn Radspuren die wir auf den Wegen häufig finden, eigenen sich sehr gut dazu. Man beginnt in der einen Radspur, wechselt schenkelweichend in die andere Radspur und wieder geradeaus. Sind Pferd und Reiter geübter, nimmt man die Mitte eines Weges (meist ist die Mitte grasbewachsen), da fehlt dem Pferd schon die leichte Anlehnung an den Rand und glaubt mir, es ist nicht ganz so einfach das Pferd im Trab oder Galopp die ganze Zeit das Pferd auf dem Grasstreifen zu halten.

Diese Übung lässt sich noch steigern, wenn man eine Weide oder Stoppelfeld zur Verfügung hat. Dort sucht man sich einen Fixpunkt, einen Baum, Pfahl oder Tor und reitet schnurgerade darauf zu. Dabei muß der Reiter auf sich achten, dass er selbst gerade bleibt und auf sein Pferd, denn diese kommen leicht ins Schwanken. Schließlich kann es mal vorkommen, dass ein Pferd zwischen zwei Hindernissen durch muss, da sollte das Pferd in der Lage sein, so eine Enge gerade zu vollbringen.

Wie Ihr seht, gibt es viele Übungen die Ihr von der Halle oder dem Reitplatz mit nach draußen nehmen könnt. Damit bringt Ihr Abwechslung in Euren Trainingsplan und wichtige Außenreize für Euer Pferd.
Gerade in unseren Gefilden geht es häufig bergauf und bergab. Wie meistere ich solche Strecken am besten und wie kann ich sie zu Trainingsstrecken nutzen? Erst einmal stärkt sowohl bergauf wie bergab die Muskulatur des Pferdes. Besonders die Rücken- und Hinterhandmuskulatur werden gefördert.

Trotzdem gibt es ein paar Dinge zu beachten, denn wenn der Weg oder Hang nur eine kleine Neigung hat, sollte der Rücken des Pferdes entlastet werden, indem man sich leicht nach vorne beugt. Aber nicht zuviel, sonst bekommt das Pferd übergewicht nach vorne, und wird eilig den Berg runter. Ist der Weg doch etwas steiler, wird der eigene Schwerpunkt etwas nach hinten verlegt, das tut das Pferd auch, um Schritt für Schritt den Berg hinuter zu klettern. Beim Bergsteigen ist es wichtig immer den senkrechten Weg zu nehmen, um Stürze zu vermeiden, denn seitwärts können sich Pferd und Reiter überschlagen. Hat man nur eine minimale Neigung, kann man diesen Weg zur Versammlungsarbeit nutzen, denn das Pferd tritt automatisch weiter unter seinen Schwerpunkt.

So, nun sind Aufgaben vorgeschlagen, Tipps gegeben wie zu reiten ist, nun kommen wir zum Teil, welche Strecken oder was kann ich im Gelände nutzen.
Erstmal sind alle Wege, die erlaubt sind, zu nutzen, für was sie sich eignen müsst Ihr vor Ort entscheiden und auch von den Bodenverhältnissen abhängig machen. Schön ist es natürlich, wenn sich breite und schmale Wege abwechseln. Für Aufgaben wie Rückwärts, Vor- und HInterhandwendung oder auch eine Vorderhandwendung aus der Bewegung braucht Ihr Platz, wie an einer Weggablung, Kreuzung oder kleine Lichtungen. Auch Hecken, Waldränder, Zäune und Pfostenreihen eignen sich für Übungen wie obengenannt und Schenkelweichen.

Wenn Ihr das Glück habt einen netten Bauern in der Nähe zu haben, dessen Feld Ihr benutzen dürft, stehen auch Zirkeln, Zirkel verkleinern und vergrößern nichts im Wege. Sonst eigenet sich auch eine größere Lichtung oder Brachen. Damit Ihr auch hier Markierungen habt, nehmt Euch Äste, oder Eure Absätze für kleine Löcher im Boden zur Hilfe.

Ansonsten ist alles zu nutzen, was Ihr gerade antrefft, Pfützen, Wurzeln, Stämme, Bäume oder auch Äste. Benutzt es als Mittelpunkt oder reitet drüber, als leichte Cavalettiübung.
Ich habe es selbst ausporbiert im Gelände Dressurübungen zu reiten, weil ich einen leichten Lagerkoller und keine Lust auf Halle hatte. Also raus, aber bitte auch ein bißchen was tun…
Hmh, leichter gesagt als getan, denn mein Pferd und ich waren eher auf Entspannungsmodus eingestellt.

Wir haben es mit Stellen und Biegen probiert, klappt, auch Schenkelweichen von einer Seite des Weges zur anderen, klappt auch… Aber zwischendurch schleicht sich immer wieder der Schlendrian ein, das Wetter ist so schön, wir haben Sommer und hier im Wald ist  schöner als in der öden Reithalle, die Hunde freuen sich… und Zack ist die Arbeitswut verraucht… Soll heißen; ich glaube, es braucht im Gelände doch mehr Konzentration und Willen für den Reiter, als in der Halle, sonst genießt man doch nur den Geländeritt.

dressurreiten

Als Buch Tipp können wir Euch noch “Gymnastik für Geländepferde” von Sabine Küpper aus dem Müller Rüschlikon Verlag mit auf den Weg ins Gelände gaben.

Wie ist es mit Euch? Habt Ihr schon Erfahrung mit Dressur im Gelände? Oder wollt es im diesem Sommer mal ausprobieren? Habt Ihr Euch mit Literatur vorbereitet oder seit Ihr so gestartet? Lasst uns Eure Erfahrungen zukommen, wir freuen uns über Eure Kommentare.

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