Die Serie: Reiten in Harmonie 4 – Atmung

Um den Zustand der geistigen und körperlichen Entspannung zu erreichen, von der wir bereits im zweiten Teil Reiten in Harmonie gesprochen haben, ist auch die Atmung eine gute Möglichkeit, um sich auf sich selbst zu konzentrieren und seinen Geist im jetzigen Zustand festzuhalten.

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Im dritten Teil der Serie “Reiten in Harmonie“, haben wir uns ausführlich mit dem (Panorama)Blick beschäftigt. In diesem, den vierten Teil lernen wir, richtig zu atmen.
Diese Serie ist für alle Reiter, die über den Tellerrand hinaus schauen und Harmonie mit dem Pferd erreichen möchten. Für alle die es wollen, wird es eine Ergänzung zur klassischen Reitlehre sein. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem mentalen und körperlichen Gleichgewicht/ Übereinstimmung von Reiter und Pferd sowie geistigen und physischen Vorstellungen.

Atmung und Entspannung

Durch ruhiges, tiefes Atmen kann man mit sich selbst in Harmonie bleiben, wachsam sein und seine Reflexe in Bereitschaft halten, um mit unverkrampfter Muskulatur Bewegungen ausführen zu können. Die Atmung kann ein wichtiger Anzeiger für die geistige Anspannung sein. Wenn alles ruhig ist, ist die Atmung gleichmäßig und tief. Doch bei der geringsten Emotion wird sie blockiert, wodurch sich der ganze Körper versteift. Der Reiter muss sich ihrer bedienen können, um die Entspannung und Geschmeidigkeit zu erreichen, die für die einwandfreie Funktionsweise des Körpers unerlässlich sind.

Aus dem Zustand der Muskelentspannung lässt sich die Bewegung am schnellsten und effizientesten ausführen. Bei ständig angespannten Muskeln kann man keine korrekten und schnellen Handlungen vornehmen. Um diese Entspannung zu erreichen, müssen wir lernen, richtig zu atmen. Dies gehört genauso zum Training des Reiters, wie die Hilfengebung zu lernen.

Wie atmen wir richtig?

Viele Menschen erweitern  den Brustkorb zur Seite und nach oben und vergessen dabei das Zwerchfell, wenn man sie auffordert tief einzuatmen. Das Zwerchfell sollte nach unten gezogen werden und wenn der Brustkorb sowie die Schultern nicht verspannt sind, werden sich die Rippen automatisch öffnen und der Rücken wird sich durch die hereinströmende Luft ausweiten.

Wir üben im Schritt:

Während wir im Schritt reiten, benutzen wir unsere Vorstellungskraft und die sanften Augen (wie im Teil 3 der Serie Reiten in Harmonie), um zu fühlen, wie der Atem durch unseren Körper zur Gürtellinie und weiter nach unten in das Becken verläuft. Wenn es klappt, stellen wir uns vor, wie er noch weiter nach unten, den ganzen Weg bis in unsere Füße strömt. Idealerweise sollte das Ausatmen zweimal länger als das Einatmen sein, da es für die Muskelentspannung sorgt und den Körper nach unten zieht.

Die Mobilität des Brustkorbs und des Zwerchfells hängt von der Körperhaltung ab. Wenn wir uns nach vorne beugen, mit runden Schultern und rundem Rücken, ist es sehr schwierig, tief mit dem Bauch zu atmen. Wir legen jetzt unsere Hand flach auf den Bauch, den Daumen auf dem Nabel. Wenn wir richtig mit dem Zwerchfell atmen, werden wir Bewegung in unserer Hand spüren. Zum Vergleich, atmen wir jetzt einmal nur in der Brust. Wir werden keine Bewegung unter der Hand spüren. Kehren wir nun wieder zur korrekten, mühelosen, normalen Atmung zurück, die unseren ganzen Körper beteiligt.

Wir werden feststellen, dass sich unsere Muskeln lösen, wir entspannen uns, unser Pferd beruhigt sich, wir kehren zu einer Haltung zurück, die das geschmeidige funktionieren unserer Gelenke ermöglicht. Wenn wir stattdessen mal für ein paar Sekunden die Luft anhalten, werden wir die Spannung in unserem Körper fühlen. In der Regel reagieren die Pferde auch sofort darauf mit Spannung, manche werden kürzer und klemmiger im Schritt, andere fangen an zu eilen oder zu zackeln.

In schwierigen Situationen können wir unser Pferd mit einer ruhigen und tiefen Atmung beruhigen und an “gefährlichen” Dingen “vorbei atmen”. Am besten ist, wenn wir leise und ruhig sprechen, (beim Sprechen können wir den Atem nicht anhalten) damit sie Vertrauen bekommen. Der Atemstrom soll beständig und regelmäßig fließen. Wenn wir ihn anhalten, blockieren wir in bestimmten Körperteilen die Durchlässigkeit. Manche Pferde halten dann sogar selbst den Atem an und werden überall “Gespenster” sehen. Schwierige Situationen kann man lösen, indem man einfach am Blick und der Atmung arbeitet.

Die Atmung beim Springen

Beim Ausreiten mit einem entspannten Pferd ist es leicht eine ruhige und gleichmäßige Atmung zu halten. Wenn wir hingegen einen hohen Sprung anreiten, sieht die Sache meist etwas anders aus. Aber wir müssen uns darum bemühen, genau die gleiche Haltung beim Anreiten eines Hindernisses einzunehmen. Genau dies tun alle großen Meister.

Wir beginnen mit einfachen Übungen wie Beispielsweise über eine Bodenstange reiten. Versucht herauszufinden, zu welchem Zeitpunkt ihr das Gefühl habt, dass sich Blick- und Atemhaltung ändern. Der nächste Schritt ist das Springen von Cavalettis, dann 50 cm hohen Hindernissen, 1 m hohen Hindernissen, einem Parcours zu Hause und auf dem Turnier. Merkt ihr, dass Blick und Atmung verloren gehen, zögert nicht, wieder zu einfacheren Übungen zurück zu kehren!
Natürlich wird die Atmung auf dem Turnier schneller gehen; die Anstrengung wird erhöht, aber die Geistesverfassung muss gleich bleiben. Man muss lernen, die geistige Tätigkeit zu kontrollieren.

Ein Reiter, der vor dem Hinderniss die Luft anhält, veranlasst sein Pferd dazu ebenfalls die Atmung zu blockieren, was wiederum dazu führen kann, dass das Pferd verweigert, losstürmt oder wenigstens sehr verspannt springt. Habt ihr Probleme die Atmung zu halten, versucht zu singen, zu summen oder zu pfeifen. Das ist ein gutes Mittel, um sich zum Atmen zu zwingen. Denn wenn der Atem blockiert ist, wird auch kein Ton aus euch heraus kommen.

Geht bei Bedarf ruhig nochmal zu den vorangegangen Teilen unserer Serie “Reiten in Harmonie” zurück. Teil 1: Fortschritte erzielen

Teil 2: Mentale Vorbereitung

Nochmal zusammengefasst die Ergebnisse korrekter Atmung:

  • weniger Verspannung im Körper
  • der Körper wird weniger kopflastig
  • das Zentrum der Schwerkraft liegt tiefer
  • das Pferd wird ruhiger und williger
  • der Reiter wird nicht so leicht ermüden
  • Gedankenkontrolle.

Hattet ihr mal ein ähnliches Erlebnis mit angehaltenem Atem wie oben beschrieben? Dann lasst uns gern dran teilhaben.

Einen letzten Teil unserer Serie gibt es noch. Wir beschäftigen uns in Teil Fünf mit dem Zentrieren in die Körpermitte und den Bausteinen des ausbalancierten Reitersitzes. Dann ist unsere Serie komplett, damit ihr mit eurem Pferd im Gleichgewicht sein könnt.

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